Brot mit Köpfchen – traditinelle Brotherstellung an der Algarve
Vilalaia 14. Mai 2013
Als wir vor fünfzehn Jahren an der Algarve ankamen, konnten wir noch die Frauen von Vila do Bispo auf der Gemeindewiese Brot backen sehen. Den Backofen, eine unordentliche mannshohe Anhäufung von Feldsteinen, hielten wir so lange für ein steinzeitliches Relikt, bis eines Morgens Rauch aufstieg und sich mehrere Frauen mit langen Brotschiebern an ihm zu schaffen manchten. Neben ihnen in den Flechtkörben ruhten unter rotweiß-karierten Leinentüchern die aufgegangenen Hefelaiber und warteten auf ihre Feuertaufe.
Inzwischen ist der Gemeindeofen in Vila do Bispo dem lokalen Tierasyl gewichen, die Frauen backen ihr Täglich Brot, wenn überhaupt selbst, zu Hause im Küchenherd oder kaufen es im Supermarkt oder im Dorf.
Auf der portugiesischen Insel Madeira kann man das traditionelle Brotbacken übrigens noch öfter beobachten als an der Algarve. Zu feierlichen Anlässen herrscht hier immer rege Tätigkeit, denn dann kommen viele Verwandte auf die Insel. Und natürlich zuhauf Urlauber, welche die traditionellen Köstlichkeiten von Madeira auch probieren möchten.
Wer an der Algarve einen Garten oder kleinen Innenhof mit eigenem Steinofen besitzt, macht sich die Mühe des Brotbackens gelegentlich auch noch. Besonders zu großen Festtagen, wie Weihnachten oder Ostern, bei denen traditionsgemäß die Großfamilie zusammenfindet und speist, was das Zeug hält. Natürlich lohnt es sich dann nicht, nur ein, zwei Brote zu backen, also werden gleich mindestens zehn Stück gefertigt, und was dann noch übrig bleibt, kriegen die dankbaren Städter mit auf den Weg.
In den nun folgenden Fotoserie haben wir die Gelegenheit dem Eigentümer unseres Ferienhauses Casa Verão, assisitiert von seiner Ehefrau, bei der traditionellen Hefebrotbäckerei zuzusehen.
Angesetzt und das erste Mal kraftraubend gewalkt wird der Teig in einer dieser großen Tonschüsseln, die es heute überwiegend als Pflanztöpfe zu kaufen gibt, die jedoch vor der Einführung des Plastiks zur Aufbewahrung und Lagerung von Lebensmitteln aller Art mit gleichzeitigem Kühleffekt dienten (angefeuchtete Tonschüssel – Luftzug – Kühlung).
Nachdem der Vorteig mit Leintüchern gegen vorwitzigen Luftzug bedeckt wurde, macht sich Senhor Padreiro (Bäcker) ans Anheitzen des Steinofens, erst kleine Zweiglein, dann größere, den Grillfreunden und Feuermachern unter Ihnen muss ich dazu sicher nichts erzählen, und kann es im übrigen auch nicht.
Nun hebt Senhora Padreira die Tücher und lässt uns den aufgegangen Teigberg bewundern, und flux macht sich ihr Gatte an die eigentliche Brotherstellung, das Abtrennen, Kneten, Schlagen und Formen der Laiber auf einem quer über den Schüsselrand gelegten einfachen Holzbrett. Jetzt noch wiegen, damit sich nachher keiner benachteiligt fühlt – und ab in den Ofen. Enkelin Sofia wartet bereits am gedeckten Tisch.
Und dann sind sie fertig, die traditionellen Weizen-„Kopfbrote“ der Algarve (pães de testa), so benannt nach ihren auswuchernden Oberteilen, die mehr oder weniger die gleichen Ausmaße haben wie ihr Körper. Goldfarben, glanzlos – wie sie ein Freund von mir beschreibt – leicht hartkrustig, aber innen „bastante miolo“, erstaunlich weich.
Hier nochmals die komplette Fotoserie zum anschauen:
- Was man alles in unseren Ferienunterkünften machen kann
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